Wie wirke ich auf andere?
„Och nee, der ist ja blau“, erwidere ich, als mein Mann mir voller Freude den Leihwagen zeigt. Klar, es ist nur ein temporärer Camper, aber ich bin ein bekennender Farben-Monk. Die farbliche Zusammenstellung der Details sind wichtig für mich. „Falsche“ Farben bereiten mir fast körperliche Schmerzen. Genauso wie typische Campingplätze, mit ihrem Wirrwarr an Bunt, häufig gepaart mit einer sich durchziehenden Geschmacklosigkeit. Stil? Fehlanzeige. „In dieser blauen Welt soll ich also Coachings machen oder Podcasts aufnehmen?“, denke ich. Auf gar keinen Fall. In meinem Kopf ist mein mobiles Studio und Office herrlich monochrom. Das ist mein bunt.
Als Ästhetin, Minimalistin und Essentialistin liebe ich es reduziert. Gebe mir nur ein paar wenige, bewusst gewählte farbliche Akzente, und ich bin happy. Einige nennen es trist. Für mich wirken schwarz, weiß und grau edel, stark und klar. Und mein Chaoskopf schreit glücklich „Danke“, wenn sich die äußere Ruhe auf ihn überträgt. Meine Interior-Erfahrung weiß: Farben haben eine Wirkung und Spannung entsteht durch Materialien.
Kleine Fluchten und Eskapismus
In meinem Kopf sehe ich mich vor der Tür eines schwarzen Autos sitzen, irgendwo im Nirgendwo. Auf meinem farbenfrohen, grauen Stuhl. Mit meinem weißen, handgemachten Keramikbecher in der Hand. Ein Vogel zwitschert, die Luft ist klar und weit und breit kein Crocs-tragender Nachbar in Sicht. Herrlich – so kriegt man mich zum Campen.
Nachdem ich mehr als zwei Jahre im Wohnmobil gelebt habe, klingt es komisch, wenn ich sage, dass ich eigentlich keine klassische Camperin bin. Aber Oldtimer Günni war anders. Der hatte Charme. Und war auch eher ein rollendes Tiny House. Der Pief und Mief der auf vielen Campingplätzen herrscht, macht mich jedoch fertig. Auf der anderen Seite liebe ich den Eskapismus und kleine Fluchten in die Natur. Aber eben mit Stil. Ein Dilemma.
Wirkung durch Sein, nicht durch Tun
Das Gesicht meines Mannes entgleitet. „Danke“, sagt er. „Jetzt hast du mir komplett den Spaß verdorben“. Gerade freute er sich noch über die Aufteilung und sortierte im Geist schon den Kühlschrank ein. Ich merke, dass ich zu impulsiv war und unüberlegt meinen ersten Gedanken rausgelatzt habe – anstatt diesen erstmal im Kopf einzuordnen.
Typisch Me: ich komme immer übers Design. Praktische Entscheidungen wohnen bei mir nicht. Meine impulsive Art ist meine größte Stärke. Aber eben nur dann, wenn ich sie steuern kann – was glücklicherweise in 99 Prozent der Fall ist. Doch in dieser Situation, war ich unaufmerksam und nur bei mir. Ich habe nicht gemerkt, welche Wirkung meine Worte auf meinen Mann hatten und dass sie ihm den Spaß verdarben. „Das ist mir sehr unangenehm. Entschuldige bitte“, sage ich.
Wechselwirkung oder Wirkung?
Niemand ist perfekt. Niemand ist immer aufmerksam. Jeder verletzt ungewollt mal Irgendwen. Das ist okay und sehr menschlich. Gute Selbstführung bedeutet jedoch, dass man dies erkennt. Und dass man in der Lage ist, zu reflektieren, deeskalieren, sich zu entschuldigen, aus Fehlern zu lernen und empathisch auf sein Gegenüber einzugehen, wenn man versehentlich doch mal ins Fettnäpfchen tritt.
Anstatt – als Wechselwirkung – eine berechtigte Kritik persönlich zu nehmen und so dem Anderen auch noch den Raum zu nehmen, der ihm oder ihr berechtigterweise zusteht.
Dein Wirken entscheidet. Dein Mindset entscheidet. Deine emotionale Intelligenz entscheidet, sowie die Art, wie du sprichst. Denn deine Worte produzieren eine Stimmung – beim Gegenüber oder bei dir.
Die kleinen, unscheinbaren Situationen
bereiten einen auf die großen, wichtigen Situationen vor.
Stille Wirkung entfalten ohne laut zu sein
Im Business sind diese Fähigkeiten Gold wert. Selbst, wenn kleine, unscheinbare Alltagssituationen wie diese, vermeintlich nichts mit dem Erfolg im Business zu tun haben, so haben sie es eben doch. Deine Qualitäten als guter Mensch zeigen sich überall. Du schulst sie fernab von Strategien, Pitches oder Kundengesprächen. Die Rechnung ist leicht: Den größten Impact hast du, wenn 100 Prozent du selbst bist. Dann brauchst du weder eine perfekte Powerpoint-Präsentation, noch viele Worte: Du wirkst von innen nach außen, durch diese drei Komponenten:
Haltung.
Power.
Integrität.
Das wirkt auch umgekehrt: Pitcht dir jemand seine Idee oder erzählt von größenwahnsinnigen Visionen und du sagst: „Das wird garantiert nicht funktionieren“, erzielen deine Worte ebenfalls eine Wirkung. Vielleicht lösen sie Selbstzweifel aus oder sorgen dafür, dass eine geniale, innovative Idee es nie auf die Straße schafft – nur weil du in dem Moment nicht Out of the Box denken konntest.
Du merkst: Es liegt in deiner Hand, welchen Einfluss dein Denken und Handeln hat. Ach ja, das vermeintliche Blau des Ford Nugget entpuppte sich bei genauerem Hinsehen übrigens als wunderschönes Grau. Happy wife. Happy life.
Perspektivwechsel
Was auf einen wirkt, definiert jeder anders: Für meinen Mann sind es die Worte. Das ist die innere, mentale Seite. Für mich ist es die Ästhetik. Das ist die äußere, räumliche Seite. Wer diese als bekennender Schöngeist nicht auslebt, spürt sofort die psychologische Auswirkung. Genau darüber spreche ich in der Podcastfolge: „Raumwirkung ist Selbstwirkung„. Ich erzähle außerdem, warum deine Räumlichkeiten deinen Erfolg behindern, wenn sie dich nicht adäquat widerspiegeln und welchen Effekt dies hat.