Wie verändert künstliche Intelligenz die Architektur-/ und Designbranche?
Theodore:
„You’re not a person. You’re just a voice.“
Samantha:
„Yes, but what makes me not a person?“
2013 hat mich der Film „Her“ von Spike Jonze unglaublich berührt. Nicht nur, weil Joaquin Phoenix wieder einmal herausragend spielt. Sondern auch, weil es darin um die ethischen und psychologischen Seiten der Künstlichen Intelligenz geht.
Kann eine KI-Stimme lieben?
Im Film verliebt sich Theodore (Joaquin Phoenix) in Samantha – eine künstliche Intelligenz (und phänomenale Stimme von Scarlett Johansson im Original). Die KI wird nicht als kalte Maschine gezeigt, sondern als sensibles Gegenüber: Sie hört zu. Sie lernt. Sie fragt. Sie lacht.
Resonanz statt Effizienz
„Her“ stellt auf eine sehr ästhetische Art und Weise eine Gesellschaft dar, die echte menschliche Nähe durch digitale Verbindungen ersetzt. Er zeigt was passiert, wenn man emotionale Gefühle zu einer Maschine entwickelt, aber im echten Leben überfordert von Emotionen ist, oder Angst hat anzuecken. Die künstliche Intelligenz Samantha ist dabei weder greifbar, noch sichtbar. Und dennoch ist sie immer da: Als eine Art Raum, mit dem Theodore resoniert und in dem er sich sicher und aufgehoben fühlt. Dabei wird im Film die Menschlichkeit der KI ins Zentrum gerückt. Damals ein bedrückendes Zukunfsszenario, heute Realität.
Menschlichkeit in Betriebssystemen
Mittlerweile sind nicht nur Chat GPT, Alexa, Siri & Co. fest in unseren Alltag eingezogen. In Zeiten emotionaler Überforderung, schaffen sich auch viele Menschen mehr und mehr ein digitales Zuhause: Einen Ort, an dem sie sich frei, angenommen und zugehörig fühlen, fernab von Kritik oder Unverständnis. Ob in gleichgesinnten, digitalen Gruppen, im Metaverse, in digitalen Beziehungen oder auf Plattformen wie „The Sandbox“, wo Nutzer zum Beispiel digitale Grundstücke kaufen und virtuelle Häuser gestalten. Doch die Frage ist:
Was passiert mit den Menschen,
wenn Räume zwar schöner und smarter werden,
aber gleichzeitig auch steriler und unbewohnter?
Innere Leere und Sinnlosigkeit
Die Flucht in die digitalen Welten ist trügerisch: Sie gibt vielleicht eine vermeintliche Sicherheit, da alles gut organisiert ist. Sie räumt auch vielleicht das Kopfchaos kurzzeitig auf. Aber sie schürt auch Unsicherheit im Umgang mit echten Menschen und echten Emotionen und trägt zur Isolierung bei. Und das hat Folgen: Nähe, Identität, Sinnlichkeit und Präsenz gehen mehr und mehr verloren. Innere Leere und Sinnlosigkeit ziehen ein.
Die echte Welt ist nicht perfekt. Aber genau das ist gut so. In der Architektur oder im (Interior-)Design sieht man viele Dinge, die auf den ersten Blick vermeintlich unperfekt sind: Strukturen, die unverarbeitet bleiben. Formen die nicht fertig verarbeitet werden. Materialien, die gegensätzlich sind. Oder Farbakzente, die gewollt aus der Reihe tanzen. All diese gewollten Brüche schaffen eine Einzigartigkeit oder Zufälligkeit, die keine KI aus sich heraus so berechnen würde. Das macht es nicht nur interessant – es schafft auch Nähe, Wärme, Begegnungsstätten oder Identität.
Wohnen der Zukunft beginnt nicht mit Sensoren
Eins ist klar: Räume sind mehr als physische Orte. Sie sind Begleiter. Gegenüber. Verbündete. Und Spaces, in denen man mit anderen interagiert, kommuniziert, gesellig ist, zur Ruhe kommt, kreativ ist oder sich selbst erforscht.
Künstliche Intelligenz in der Architektur
Selbstverständlich dürfen smarte Funktionen und Innovationen in der Architektur oder im (Interior-)Design unterstützen. Aber nur dann, wenn diese nicht nur Mittel zum Zweck sind. Denn gut gestaltete Räume, stellen deren Bewohner in den Mittelpunkt – nicht die Technik. Und schließen das Leben nicht durch „Smartheit“ oder „Cleanness“ aus. So wird Technologie zu einer Brücke – und die Menschlichkeit und Sinnlichkeit wird gefördert. Mein persönlicher Leitspruch lautet:
Beat KI
mit Empathie
Perspektivwechsel
In diesem Artikel geht es um den äußeren, räumlichen Blickwinkel auf die Künstliche Intelligenz. Doch das ist nur die eine Seite der Medaille: Die innere, mentale Perspektive auf die KI, gibt es in der Podcastfolge „Gestaltungslust, statt KI-Frust“. Darin geht es um die Schattenseiten der Künstlichen Intelligenz, welche Mindset-Shifts es Gesamtgesellschaftlich braucht und welche Fragestellung dabei hilft.